Über die Projekte
Eingefangene Bewegung und Tanz
In meinen Kunstprojekten gestalten die Teilnehmer gemeinsam großformatige Gemälde. Sie fassen sich an den Händen und gehen koordiniert im Kreis oder in gerader Linie über die am Boden liegenden Leinwand und die feuchte Farbe. Aus dieser rhythmischenBewegung und dem gezieltem Einbringen verschiedener Farben entsteht das Bild. Es ist also eingefangene Bewegung und Tanz.
In der bildenden Kunst ist Ensemblearbeit ungewöhnlich. In der darstellenden Kunst, im Schauspiel, der Oper, dem Ballett und in der Musik entsteht das Kunstwerk meist aus dem Zusammenwirken vieler Künstler. Beim gemeinsamen schöpferischen Tun haben die Teilnehmer Gelegenheit, sich und die Mitwirkenden ganzheitlich zu erleben. Sie kommen sich näher, können festgelegte Rollenmuster überwinden und neue Erfahrungen machen.
Gerade Kinder erschaffen mit ihre rBegeisterungsfähigkeit, ihrer Neugier und ihren ureigenen Ausdrucksformen ganz eigenständige Bilder. Es gibt kein richtig oder falsch, jeder hat die Möglichkeit, sich im Rahmen seiner Fähigkeiten am gemeinsamen Schaffensprozess zu beteiligen. Statt Kunst ausschließlich von Können abzuleiten, sollten wir uns fragen, wie authentisch ein Kunstwerk ist.
Meine Projekte schließe ich immer mit einer Ausstellung ab. "Jeder Mensch, unabhängig von seinerLeistungsfähigkeit, kann Anerkennung in der Gesellschaft erfahren,wenn eine Möglichkeit geschaffen wird, das eigene Tun und Können der Öffentlichkeit zugänglich zu machen." * Banken,Gemeindehäuser und das Landratsamt in Miltenberg stellten uns ihre Räumlichkeiten zur Verfügung und boten uns ihre Unterstützungan.
Die Ausstellung von Projektarbeiten im Museum der bildendenKünste in Leipzig im Herbst 2010 war eine besondere Anerkennung. Ei nInteressent wollte alle 25 großformatigen Tafelbilder erwerben. Zu seinem Bedauern waren nur noch 10 Arbeiten verfügbar. Aus dieser"Differenz" entstand das Projekt "Kunst verleiht Flügel" in Hanau, in dessen Verlauf wir 40 großformatige Tafelbilder gestalteten.
Walter Rosam
*BirgitHildenbrand und Oliver Zach in "Orientierung", Zeitschriftder evangelischen Behindertenhilfe" 3/2011